Poldi kam zu uns als Nachfolger von Diego, von dem wir uns im November 2023 schweren Herzens verabschieden mussten. Einzige Bedingung: Er sollte anders aussehen als Diego. Kurz vor Weihnachten 2023 begegneten wir ihm im Tierheim Krefeld. Ein Notfall – ausgesetzt in einem Körbchen an der Mevissenstraße. Man schätzte ihn auf neun Jahre, angeblich ohne große Probleme, nur mit leichtem Zahnstein.
Seinen Namen bekam er sofort beim ersten Kennenlernen. Er schrie, strich uns um die Beine und klang dabei, als wolle er rufen: „Ik will Dir fressen!“ – genau wie der Drache Poldi aus „Hallo Spencer“. Da war klar: Der Name bleibt.
Zuhause war er anfangs verängstigt, lebte sich aber erstaunlich schnell ein. Schon bald zeigte sich jedoch, dass er viel zu hastig fraß und dadurch Probleme bekam. Trockenfutter führte direkt zu Verstopfung, Nassfutter vertrug er besser – allerdings nur in kleinen Portionen. So wurden seine Mahlzeiten auf sechs Mini-Fütterungen am Tag verteilt.
Im Juni 2024, während der Fußball-EM, wurde es dann dramatisch. An einem extrem heißen Freitag mit über 40 Grad verschwand Poldi. Eigentlich kein Grund zur Sorge – anders als sein Vorgänger war er ein eher häuslicher Streuner, der selten länger als zwei Stunden draußen blieb und die Nächte grundsätzlich drinnen verbrachte. Doch diesmal kam er nicht zurück.
Ich startete sofort die Suche: Plakate, Facebook-Posts, Tasso-Meldung, Zettel in Briefkästen. Nichts. Erst am Montagabend, als ich gerade beim Chor war, klingelte mein Handy: Poldi war aufgetaucht – nur 400 Meter Luftlinie entfernt. Ausgerechnet in einem fremden Garten, wo er, obwohl wasserscheu, einen nassen Busch aus dem Rasensprenger ableckte. Er hatte offenbar tagelang ohne Wasser ausgeharrt, vermutlich in einer versehentlich verschlossenen Garage oder einem Schuppen. Vor Ort nahm er kaum Futter, dafür aber gierig über einen Liter Wasser zu sich. Später musste er dennoch beim Tierarzt Flüssigkeit erhalten, da er auch nach einer Woche noch nicht wieder bei Kräften war. Seit diesem Erlebnis ist er vorsichtiger geworden: Aus dem Abenteuer-Freigänger wurde ein Gartengänger, der selten länger als 40 Minuten verschwindet.
Und doch: Poldi bleibt Poldi. Er patrouilliert sein Reich, ärgert mit Vorliebe die Hunde in der Nachbarschaft und trägt seinen Spitznamen „Prinz Poldi“ mit Würde.
Im ersten Jahr haben wir viel über ihn gelernt. Er vertraut Frauen schneller als Männern, fremde Menschen betrachtet er zunächst misstrauisch. Tierärzte sind ihm ein Graus – schon auf dem Weg dorthin beschwert er sich lautstark, und auf dem Tisch erzählt er jedem, wie furchtbar er das alles findet. Zuhause dagegen darf ich seine Pfoten anfassen, Krallen kontrollieren und sogar seinen Mund öffnen – solange keine Schere oder andere Hilfsmittel im Spiel sind.
Leider bringt seine Vorgeschichte auch Schatten mit: Poldi ist zu schmal, hat einen leichten Gehfehler und reagiert ängstlich auf Füße und auf Hände, die von oben auf ihn zukommen. Vieles deutet darauf hin, dass er getreten oder geschlagen wurde. Dazu kommt eine Nierenerkrankung, die Spezialfutter nötig macht.
Trotz allem hat er seinen Platz gefunden – am liebsten in meinem Bett, wo er entspannt schläft, schnurrt und einfach nur da ist. Wir hoffen, dass er noch viele schöne Jahre bei uns hat. Verdient hätte er sie allemal.













Poldis Lieblingsort in meinem Bett mit vielen Steicheleinheiten.
Auf dem Weg, um den Garten zu erkunden...
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